wir hatten uns auf einen richtig schön saftigen, spannenden Thriller gefreut. Es geht um dieses Buch hier:
Murder Park
Jonas Winner, erschienen bei Heyne, 12,99 Euro.
Der Klappentext klang megathrillig: in einem Freizeitpark in den USA hat ein Serienmörder vor 20 Jahren drei Frauen getötet. Nun soll der Park - der praktischerweise schön isoliert auf einer Insel liegt - wiedereröffnet werden. Als Murder Park, also als Themenpark mit nur einem Thema: Mord. Unser "Held", Journalist Paul, wird zusammen mit 11 anderen Personen auf die Insel eingeladen. Vor der Eröffnung, um dann das Ganze (hoffentlich) begeistert vorzustellen. Allerdings - sonst wären wir ja nicht in einem Thriller - kommen ihm dabei ein paar Morde dazwischen. "Und die nächste Fähre kommt erst in drei Tagen ..."
Kommt Euch bekannt vor, die Grundidee? 12 scheinbar willkürlich zusammengewürfelte Leute, einsame Insel, keiner kommt vorbei, einer nach dem anderen wird umgebracht. Das hat Agatha Christie vor vielen Jahrzehnten schon meisterlich beschrieben. (Dieses Buch hat viele Titel, wir haben es als "Letztes Weekend" bzw. "And then there were none")
Das Ganze wird mit einem Touch Criminal Minds versehen - was bewegte den damaligen Serienmörder? Der übrigens gefasst und hingerichtet wurde ... Interviews mit allen Protagonisten sind zwischen die Handlung, als Rückblende, geschnitten. Und sehr rational wird von den wirklich üblen Mordmethoden von vor 20 Jahren berichtet, und welche Auswirkungen dies auf die Beteiligten hatte. Paul ist, das wird schnell klar, der Sohn des dritten Opfers. Andere Teilnehmer dieses Weekends sind die damals ermittelnde Kriminalerin, Angestellte des früheren Parks usw. Und schnell rückt der Investor mit seinem Plan für den Murder Park heraus: es soll quasi um Dating Wochenenden gehen, in der angsteinflößenden Atmosphäre sollen sich die Pärchen finden.
Die nacheinander passierenden Morde sind wirklich spannend, plastisch, um nicht zu sagen drastisch abschreckend beschrieben. Wem kann Paul noch trauen? Und lebt gar der frühere Mörder noch, ist der Falsche hingerichtet worden?
Das Problem: wen interessiert´s, wenn Beth, Michael usw. ermordet werden? Die Figuren sind so uninteressant, dass man sich eigentlich nur wünscht, dass schnell mal wieder jemand dahingemeuchelt wird. Dazwischen immer wieder Flashbacks von Paul - damit soll wohl angedeutet werden, dass eventuell auch er der Mörder sein könnte ...
Zum Schluss sind nur noch zwei übrig ... Paul und sein Love interest. Und uns Agatha Christie-gestählten Lesern wird klar: Paul ist es nicht, Lizzie ist es nicht ... dann muss wohl einer der anderen seinen Tod vorgetäuscht haben. Und Überraschung *Achtung Spoiler* nicht einer, alle! Alle waren Fake-Morde. Um Paul in die Arme von Lizzie zu treiben ... Aber nachdem die Tötungsarten wirklich sehr plastisch und bestialisch waren (Verbrennen, Aufschlitzen, Auffressenlassen von Ameisen und Schlangen ...), ist das nun sehr unglaubwürdig.
Und *Achtung nochmal Spoiler* natürlich treibt der echte Mörder doch noch sein Unwesen und will Paul an den Kragen ... Es kommt zum finalen Showdown im Riesenrad.
Nein, Leute, das war mal wieder zu viel des Guten. Oder des Schlechten. Auf den letzten 30 Seiten hat Frauchen nur noch den Kopf geschüttelt oder voll Hohn gelacht. Schade.
Fazit: 2 Punkte - gut angefangen, gute Grundidee, aber sehr abstrus umgesetzt.
Das Buch wurde uns vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Danke schön dafür. Dies hat aber unsere Meinung nicht beeinflusst (wie man ja auch am Ergebnis sieht ...)
Bis bald Euer Iwan
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