Montag, 22. September 2014

Einem geschenkten Trailstartplatz schaut man nicht auf die Strecke

Hallo Leute,

nach dem Achenseelauf sollte noch ein kleiner 5 km-Wettkampf folgen (Womens Run in München, quasi auf dem linken Fuß zu laufen) und dann erstmal ausführlich wieder ruhiges Grundlagentraining als Aufbau für den Traillauf Ende Oktober in Salzburg. Tja, Bär denkt, Losfee lenkt. Und hat uns beim Gewinnspiel des Laufmagazins Running gezogen. Für das Trailevent am Großvenediger, den Womens Trail. Zwei Wochen nach dem Achenseelauf. Lädierte Knöchel hin, Bergsehnsucht her: Frauchen hat gar nicht so richtig durchgelesen, welche Strecken es dort gab, sondern sich gleich angemeldet. Alles umdisponiert, Oma als Begleitperson rekrutiert - weil Herrchen so kurz vor dem großen Urlaub nicht mitwollte. Und quasi 2 Tage vor Start mal durchgelesen, was sie erwartet: 5 km Nachtlauf mit Stirnlampe (wir sind noch nie mit Stirnlampe gelaufen, schon gar nicht auf Trailuntergrund), 15 km mit 500 Höhenmetern (machbar) und am letzten Tag 9 km mit 1.300 Höhenmetern (aua, da hatte sie 300 Höhenmeter gelesen!).
Um es kurz zu  machen - ein tolles Wochenende, hervorragend organisiert, mal ganz was anderes. Sowohl Freitag als auch Samstag abend dann noch Beisammensein aller Läuferinnen. Riesenstarterpaket mit vielen Gutzis. Abends dann immer noch eine Überraschung des Veranstalters aufs Hotelzimmer. Ich bin gar nicht mehr hinterhergekommen, alles einzukassieren. Man konnte entweder die einzelnen Läufe buchen, oder als Gesamtpaket mit Hotel / Gasthof je nach Gusto. Die Starts kosteten zwischen 15 und 20 Euro je nach Lauf. Soviel zur Vorgeschichte.
Der vom Achensee noch lädierte Knöchel muckte ein bißchen, also wollte Frauchen nicht riskieren, mit Stirnlampe in der Dunkelheit umzuknicken. Und ist nur beim 15 km Trail an den Start gegangen. Insgesamt waren es 70 Läuferinnen, auch international, Niederlande, USA, Estland zum Beispiel. Erste Besonderheit: kein Zeitmess-Chip. Geht auch so. Zweite Besonderheit: der Startsprecher erklärte die Strecke zweimal. Irgendein "Witzbold" habe nachts Streckenmarkierungen umgebunden, die Damen sollten bitte auf die rosa Markierungen auf dem Boden achten. Und zwei Steigungen gäbe es, dann käme die dritte, am Wasserfall, die sei sehr steil. Und Frauchen hatte gedacht, sie könne mal so eben gemütlich 500 Höhenmeter hoch und wieder runter traben. Haha.
Zuerst ging es durch den Ort Neukirchen mäßig bergan, Strecke erst Asphalt, dann Wanderweg, später wieder bergab über eine Wiese mit kaum Trampelpfad.  Wettertechnisch hatten wir Riesenglück: Föhn, Sonne, herrliche Aussichten - quer übers Tal auf den Großvenediger. Und direkt neben der Strecke kuhle Fans




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Schon waren wir bei km 4,5 und der ersten Labstation (für die Nicht-Österreicher: Verpflegungsstelle). Anfeuerung gab es auch genug auf der Strecke - die meist männlichen Begleitpersonen rasten von einem Streckenstück zum nächsten, am engagiertesten der Mann einer niederländischen Läuferin: mit rosa Cheerleader-Puscheln und Kuhglocke feuerte er unermüdlich jede Läuferin an!
Nach km 5 endete aber der gemütliche Teil. Nun ging es auf schmalem, wurzeligen, teils rutschigem Waldpfad über Stock und Stein steil (für Frauchens Begriffe) bergauf. Bis ihr einfiel, dass das ja noch nicht der "steile" Abschnitt war. Nach ca. 150 Höhenmetern oben angekommen, ging es genauso wieder runter. Damit man nicht zu schnell wurde, mit fiesen Kehren. Und unten dann mit einem Viehgatter, das man per kleiner Leiter übersteigen musste. Dann wieder ruhig im Tal ein paar km über einen Wiesentrampelpfad, die Sonne schien immer noch, die Oberschenkel brannten auch noch nicht zu sehr. Gut, dass wir hier zuhause nicht nur das Bergauflaufen trainiert haben (wie man es für Zermatt oder den Aletschgletscherlauf braucht), sondern auch das Bergablaufen. Denn das geht tierisch auf die Muskeln!
Zweite Labstation, sehr freundliche Betreuung, die neben dem gegrapschten Iso auch noch Cola, Bananen, Studentenfutter feilbot. Das Feld hatte sich schon sehr weit auseinandergezogen, sodass immer Zeit für jede einzelne Läuferin blieb. Welch´ Unterschied zu den großen Stadtläufen! Tja, dann ging es Richtung Wasserfall. Die Führende kam schon wieder entgegen, Frauchen nahm den Aufstieg in Angriff. Circa 200 Höhenmeter, steil wie eine Treppe. Zwischendurch grandiose Ausblicke auf einen Gischtnebel, auf einen Regenbogen über der Gischt, auf den Wasserfall, auf den Großvenediger .... und dabei sammelte Frauchen noch schnell 2 Läuferinnen ein, die nicht so schnell bergauf gehen konnten. Über eine kleine Brücke, stehengeblieben, Schluck Wasser aus der Flasche genommen, Panorama bewundert. "He, weiterlaufen, hierhergucken!" - das war der Streckenfotograf, der sich genau am Ende der Brücke postiert hatte .... Runterzu waren dann einige Aussichtspunkte, und Frauchen hat jeden einzelnen angelaufen und "mitgenommen". Und dadurch eine Zielzeit unter 2 Stunden verschenkt. Aber wenn man schon mal da ist, will man ja auch gucken ... und für eine bessere Platzierung hätte sie gleich mal 9 Minuten schneller laufen müssen. Das war eh nicht drin.
Unten angekommen an der nun dritten Labstation (war gleichzeitig auch die zweite ...) vorbei und "nur noch" durchs Tal Richtung Ziel. Da standen am Bauernhof drei gesattelte Pferde, kurz der Gedanke, ob man nicht eines davon kapern sollte. Wäre besser gewesen, denn die nächsten 1,5 km gingen .... durch teilweise tiefen Sand am Fluß entlang. Der hatte überschwemmt, daher das schwere Geläuf. Und nicht etwas als Schikane, damit es den Läuferinnen nicht langweilig wird.
Diesmal konnte ich leider nicht mit finishen - wie gesagt, Oma war dabei statt Herrchen, und die ist noch nicht so geübt im gleichzeitig Fotografieren und mich überreichen. Kurz vor dem Ziel noch einmal eine kleine (aua, aua) Steigung hoch - da heulte auf einmal die Sirene! Frauchen dachte erst, ihrem Zieleinlauf zu Ehren - war aber nur der samstägliche Probealarm. Zieleinlauf bei 2:01:46, damit Platz 19 von 28 ihrer Altersgruppe. Genau 35 Minuten langsamer als die Schnellste über 40 Jahre, genau 35 schneller als die langsamste Dame über 40.
Fazit: das war der anstrengendste Lauf, den Frauchen je mitgemacht hat. Aber auch einer der schönsten, sowohl von den Aussichten als auch vom Spaß machen!
Einziger Wermutstropfen: kein Kaiserschmarrn, im ganzen Dorf nicht - das ist doch auch meine liebgewonnene Belohnung als Coach! Den Sonntagslauf mit den 9 km und 1.300 Höhenmetern haben wir dann wieder ausgelassen, das wäre für Frauchen nur eine verschärfte Wanderung gewesen - Laufen beider Steigung ist für sie nicht drin. Und der Knöchel hat es auch gedankt. Dafür sind wir noch einmal einen Teil der Strecke wegen Fotos abgewandert, denn Frauchen hat noch kein Fotohandy, und so eine Digitalkamera ist beim Laufen schon etwas unhandlich.
Bin gespannt, was sie sich nun als nächstes Laufabenteuer einfallen lässt!
Bis bald Euer Iwan





2 Kommentare:

Laufwelt hat gesagt…

Das hört sich doch nach einem tollen Event an! Und das Wetter hat ja auch prima mitgespielt! Schade dass nur es danach keinen Kaiserschmarn gab :-)

iwan hat gesagt…

Liebe Manu,
das war auch ein toller Event. Frauchen und ich liebäugeln schon sehr damit, 2015 wieder anzutreten und dann mit gesundem Knöchel alle 3 Rennen zu laufen. Und Kaiserschmarrn wird ja sowieso überbewertet, habe ich mir sagen lassen ;-)