Dienstag, 8. Juli 2014

Mein Höchstes: Finish beim Zermatt-Halbmarathon

Hallo Leute,

2.585 Meter - so hoch liegt das Ziel beim Zermatt Halbmarathon. Und den haben Frauchen und ich am letzten Samstag gefinisht! Naja, wie üblich bin ich nur die letzten Meter mitgelaufen (unter großem Jubel der Zuschauer), ansonsten habe ich auf der Strecke angefeuert. Aber ich berichte lieber von Anfang an ....
Mittwoch klingelte der Wecker sehr früh, dann folgte die durch Regen und tiefhängende Wolken doch recht eintönige Anreise nach Zermatt (Flug bis Zürich, Intercity bis Visp, Regio nach Zermatt). Dort angekommen sahen wir - wenig bis nichts. Außer vielen vielen Japanern. Und zweimal am Tag Ziegen, die durchs Dorf getrieben wurden. Als Attraktion für eben diese Japaner, die eifrig knipsten und wohl an Heidi und Geißenpeter erinnert werden sollten ...
Donnerstag früh dann der "Mund offensteh und Staun"-Effekt - blauer Himmel, keine Wolke und freier Blick vom Bett bzw. meiner Schlafcouch aufs Matterhorn! Frühstück kam immer mit Wagen aufs Zimmer, also konnte ich mich ohne erstaunte Blicke anderer Gäste voll dem Angebot widmen ...
Frauchen machte mir aber Sorgen: ziemlich heftige Erkältung. Wandern ging, aber Laufen - naja. Freitag abend kamen dann die Freunde aus Hamburg an, nur leider nicht deren Koffer. Und damit auch nicht die Laufklamotten für den Herrn, der am Samstag den Ultra laufen wollte. Bis auf die Laufschuhe, die er glücklicherweise an hatte, musste alles im Eiltempo neu gekauft werden. Pech! (Um es vorweg zu nehmen: er finishte in 6:27 Stunden die 45,6 km und 2.458 Höhenmeter - höchste Anerkennung!)
Freitag schüttete es, Frauchen hatte schon Hoffnung, auf diese Art aus der Nummer herauszukommen. Samstag morgen dann erstmal 10 Minuten trockener Husten. Klasse. Halbes Jahr Training für die Katz´, dachte ich. Aber Frauchen ist zäh. Das Wetter: trocken, immer mehr Wolken im Tagesverlauf, 14 Grad beim Start, 8 Grad im Ziel. Frauchen lief los. Bei km 1,5 und 2,3 (Schleife) konnte ich sie noch gut sehen, da lief sie noch. Die ersten gingen schon. Ab km 3 ging es dann rund 7 km stetig auf einer Forststraße bergauf, da gingen quasi fast alle. So musste Frauchen kein allzu schlechtes Gefühl haben, im Stechschritt dort hoch zu marschieren. Sie merkte nur dann schnell, als es wieder ebener wurde: sobald der Puls in Richtung anaerobe Schwelle ging (im Training sonst gar kein Problem, auch mehrere Kilometer mit so einer Steigung waren als Trainingslauf immer drin gewesen) - die Luft blieb einfach weg. Blöde Erkältung. Also weitermarschiert. Und immer mal wieder angelaufen, so lange es halt ging. Beim Verpflegungsstopp in Sunegga heiße Suppe gefasst, einem Franzosen auf Spanisch (anders klappte es nicht mit der Verständigung) erklärt, wo es selbige Suppe gab, dann ab auf einen schmalen steinigen Bergpfad mit sauberem Anstieg und danach gleich wieder runter. Finde ich auch gemein, da gewinnt man die Höhenmeter, um sie gleich wieder abzugeben. Landschaftlich war das aber der schönste Teil, großzügige Umrundung eines Taleinschnittes, kleine Seen neben der Strecke, Blick auf Gletscher, Matterhorn usw. Dann Zwischenzeitnahme und Passieren der Zahnradstrecke.
Mit eben dieser Zahnradbahn waren Herrchen, die Hamburger Freundin und ich hochgefahren auf nun schon 2.222 Meter. Und feuerten nochmal an, denn Frauchen sah doch recht fertig aus. Vor allem, als sie nach der Riffelalp um die Kurve bog. O-Ton "Pfad gerade aus die Wand hoch. Linkskurve, flach über die Wiese. Drei offizielle Fotografen hintereinander, die ihre liebe Not hatten, die Läufer zum leicht und locker aussehenden Trab vor dem Matterhorn (fürs offizielle Foto) zu bewegen. Ganz oben Richtung Himmel sah man dann eine langgezogene Rampe neben der Bahnstrecke, auf der die Läufer gingen. Wie um alles in der Welt soll ich da hochkommen?" Ganz einfach: Schritt für Schritt. Oben angekommen, nochmal einen kleinen Pfad im Anstieg. Dann wäre sie da. Dachte sie. Denn Herrchen und ich standen schon da. Ich wurde ihr gereicht, um gleich darauf wieder zurück zu hüpfen. Denn die schlechte Nachricht: noch 666 Meter weiter, erstmal noch einen Hügel hoch und dann runter ins Ziel. Ich dachte schon, Frauchen setzt sich hin und heult erstmal. Nein, sie trabte brav weiter. Und Herrchen keuchte wie eine Dampflok geradeaus hoch, damit ich noch rechtzeitig zum Zieldurchlauf wieder bei Frauchen war. War schon toll! Dann schnell was Warmes angezogen und hoch zum Gornergrat (über 3.000 Meter), um dort das Finish der Ultra-Marathonläufer zu sehen. Tolle Leistung.
Negativ: das in S vorbestellte Finishershirt war aus. Und das in M hängt sackartig an Frauchen.
Positiv: die Medaille war so klein, dass ich sie mir umhängen konnte. Gute Verpflegung und super Anfeuerung auf der ganzen Strecke.
Ob es so gesund war, mit der Erkältung zu laufen, weiß ich nun nicht. Frauchen ist auf jeden Fall rund zwei Drittel der Strecke gewalkt statt gelaufen. Und hatte noch nie so leichte Beine wie nach diesem Halbmarathon.. Waren ja nur schlappe 1.100 Höhenmeter.



Zeit: 3:35:54 Uhr - damit ist sie 27. (von 35) in ihrer Altersklasse. Und lag genau 1:05 Stunde hinter der Siegerin, und 1:05 Stunde vor der letzten in der Altersklasse.
Sonntag dann die Heimreise, schwer bepackt mit Medaille, Shirts und viel Schweizer Schoki. Am Züricher Flughafen dann noch bange Minuten auf der Startbahn: keine Starterlaubnis wegen einiger Gewitter, dann eine ungemütliche erste Flughäfte. Home sweet home kann ich da nur sagen.
War auf jeden Fall ein Erlebnis, und für mich mein höchst gelegenes Ziel, durch das ich bisher finishte.
Bis bald Euer Iwan


4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Iwan,

Herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Leistung von Dir und Deinem Frauchen! Wenn ich es aber richtig erinnere, warst Du doch auch schon vor fast genau 2 Jahren in einer ebenso großen Höhe, oder?

Lieben Gruß

TC

iwan hat gesagt…

Ups, da hast Du recht (und ein gutes Gedächtnis), lieber TC!
Der Zieleinlauf beim Aletschgletscher-Lauf ist noch 65 Meter höher gelegen - kam mir aber nicht so vor!
Danke für den Hinweis.
Gruß Iwan

Laufwelt hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch zu diesem Finish! An die am härtesten erkämpften Finishs erinnert man sich doch immer am längsten! Schön dass Iwan das Finish auch mitmachen durfte.

iwan hat gesagt…

Hallo Laufwelt / Manu,

ohne mich geht´s doch gar nicht! Un dich bilde mir ein, dass ein Zuschauer auch "Forza, Iwan!" gerufen hat :-)